Dubrovnik 2012

Törn Dubrovnik / Kroatien - 2012

Das Team

von links: Alfred, Hermann, Hinni, Fred, Michael und vorn sitzend: Olav

Bericht Segeltörn 2012 Kroatien, Süddalmatien

Basis: ACI Marina Dubrovnik
Vom 01.09. bis 08.09.2012

Die schöne Küstenstadt Dubrovnik, auch Perle der Adria genannt, liegt im Süden Kroatiens, in der Region Süddalmatien. Der Süden Dalmatiens grenzt an Montenegro, im Osten an Bosnien-Herzegowina, im Norden an Mitteldalmatien mit dem Zentrum Split. Die Küstenlinie wird geteilt durch einen nur wenige Kilometer breiten Küstenabschnitt bei dem Ort Neum, der zu Bosnien-Herzegowina gehört.

Das süddalmatinische Küstengewässer wird durch eine abwechs-lungsreiche Küstenlandschaft mit sehr vielen vorgelagerten kleinen und einigen sehr langgesteckten Inseln, geprägt. Abwechslungsreiche Buchten, bewaldete sanft abfallende Berghänge und steile Felsabstürze, vorgelagerte Riffe und Felsen bilden die Küstenlinie.

Die dem Festland vorgelagerten größeren Inseln sind die Halbinsel Peljesac, sie erstreckt sich mit einer Länge von über 70 km, die Inseln Korcula, Mljet, Lastovo, sowie der Elaphitische-Archipel mit den näher am Festland und Dubrovnik gelegenen Inseln Jakljan, Sipan, Lopud, Kolocep und andere kleine Inseln, die mehrheitlich unbewohnt sind.

Dieses Küstenrevier vor Dubrovnik wollten wir in einer Woche näher kennenlernen. Im Einzelnen die Inseln Mljet, Lastovo, Korcula, entlang der langgestreckten Insel Peljesac, die weit ins Küstenmeer hineinragt, ist die zweitgrößte Halbinsel der Adria, und abschließend entlang der Festlandküste zurück nach Dubrovnik. Damit würden uns auch interessante Passagen durch den Korculanski Kanal, den Mljetski Kanal und Kolocepski Kanal, nahe der Küste, erwarten.

Neben kleinen Fischerorten und zahlreichen Ankerbuchten stehen uns auch einige Marinas für die Versorgung zur Verfügung.

Eine Besonderheit ist die schmale Landverbindung im Südosten der Halb-insel Peljesac.

Hier ist die Geschichte mit der Entstehung und Aufstieg von Dubrovnik nicht zu übergehen: Die schmale Landenge wurde von den Bürgern Dubrovniks im 14.Jahrhundert durch eine lange und hohe Verteidigungsmauer, 5,5 km lang, und mit einer Festung zwischen den Ortsteilen Ston und Mali Ston (Klein Ston) abgesperrt. Sie bildeten die Vorposten der Herrscher von Dubrovnik gegen den Zugang von Nordwesten.

Durch die Verteidigungsmauer sollte der Kriegshafen, die Schiffswerft und die Salinen von Peljesac geschützt werden.

Man bezeichnet auch diese Mauer mit Kastel und Türme als die längste Verteidigungsmauer Europas.

Im 16.Jh. konnte sich Dubrovnik (nannte sich Freie Stadtrepublik Ragusa) vom ungarisch-kroatischen Königreich freimachen und war bis zur napoleonischen Herrschaft eine selbstständige Stadtrepublik. In dieser Zeit wurde Ragusa wirtschaftliches und kulturelles Zentrum in dieser Region.

ANREISE AM 1. SEPTEMBER 2012

Die Anreise erfolgte am Sonnabend, den 01.09., mit Lufthansa ab Bremen um 1025 Uhr an Frankfurt 1135 Uhr, ab Frankfurt 1520 Uhr an Dubrovnik 1720 Uhr.

Das vorbestellte Taxi, durch unseren Vercharterer, erwartete uns bereits am Flughafen Dubrovnik. Die Fahrt zur ACI Marina Dubrovnik dauerte ca. 45 Min. Unsere Charterbasis war die ACI Marina Dubrovnik. Sie liegt am Ende eines 2,5 sm langen fjordartigen Meeresarms, der Rijeka Dubrovacka , nördlich von Dubrovnik bei der Ortschaft Komolac.
Das Taxi setzte uns am Büro des Vercharterers Euromarine ab. Die obligatorischen Formalitäten zur Übernahme waren schnell erledigt. Das Boot auch schon vorbereitet zur Übernahme. Wir übernahmen eine Sun Odyssey 42i, Name SEA KISS , Bj.2009.

Gegen 18.00 Uhr startete ein Teil der Crew mit Überprüfung der Schiffsausrüstung anhand der vorgelegten Ausrüstungsliste. Der andere Teil der Crew ging zum nahegelegenen kleinen Supermarkt um Proviant zu bunkern.

Die Überprüfung der Ausrüstung, Funktions- und Rigg / Segel-überprüfungen, Einweisung in die Bord- und Sicherheitstechnik erfolgten im Beisein des Vercharterers zügig und wurde noch am Abend abgeschlossen. Einige festgestellte Mängel sollten noch am Sonntagvormittag behoben werden..

SONNTAG - 2. SEPTEMBER 2012

Die schon etwas hochstehende Sonne strahlte von einem wolkenlosen Himmel. Durch die geschützte Lage der Marina an einem steil abfallenden bewaldeten Bergrücken, hatte sich die Luft am frühen Morgen schnell erwärmt. Mit einem ausgiebigen Frühstück an Bord begann unser erster Segeltag. Um uns begann das geschäftige Treiben in der Marina. Auf den neben uns liegenden Segelyachten saßen die Crews beim Frühstück. Einige Boote verließen schon die Marina. Da sich niemand von Euromarine blicken ließ, es waren ja noch einige Punkte zu erledigen, ging ich zum Büro von Euromarine. Kurze Zeit später kam ein Mechaniker, der einige Punkte erledigen konnte.

Es folgte eine kurze Bordeinweisung, die Aufgabenverteilung nach Rollenplan war bekannt, die Sicherheitseinweisung mit Verteilung der Feststoff-Schwimmwesten.
Es folgte eine kurze Übersicht über den heutigen Tageskurs, der uns nach der Nordseite der Insel Mljet in eine Ankerbucht oder nach der kleinen Ortschaft Okuklje führen sollte.
Die SMS-Wetterdaten meldeten Wind aus NE 2-3, der örtliche Wetterbericht des Marine Meteorological Centre Split teilte für den 2.Sept. betreff. die Region Dubrovnik mit: leicht bis moderater Wind aus NW und NE, klare Sicht, 1013 hPa, Luft 26 -C. Hoffentlich kommen wir nicht in eine Flaute zum Nachmittag. Ab Mitte der Woche könnte es mehr Wind geben, da sich von Westen ein Frontensystem der Adria nähert.

Also Klarmachen zum Ablegen. Um 10.00 Uhr war dann Leinen los und das Boot verließ langsam das enge Fahrwasser der Marina.

Mit Motorfahrt liefen wir auf dem Meeresarm Rijeka Dubrovacka der Küste zu. An der linken Uferseite an Bb lagen Motorboote, Segelyachten und auf halbem Wege ein schön anzusehender historischer Frachtsegler mit 3 Masten.

An Stb kleine Ortschaften und neuere Wohnbauten an flach ansteigenden Berghängen. Am Ausgang in Richtung Meer passieren wir bei Dubrovnik-Gruz die elegante Hängebrücke, die den Meeresarm überspannt. An Bb passierten wir die Einfahrt in den Handelshafen Gruz, nahe der Altstadt von Dubrovnik. Eine frische Brise wehte uns entgegen und die Segel wurden gesetzt und bald darauf passierten wir mit südwestlichem Kurs die kleine Insel Kolocep an Stb. Nachdem wir frei von der Inselküste waren, drehten wir auf neuen Kurs 293- in den Mljetski Kanal ein. An der nördlichen Küste der Insel Otok Mljet sollte das Tagesziel liegen. Bei leichter Brise kamen wir mit ca.5 kn gut voran. Die Hochdruck-Wetterlage ließ die Brise zum Nachmittag schwächer werden, es wurde dunstig, vor uns lag eine schwach bewegte See. Wir fuhren in eine Flaute, weiter ging es mit Motorhilfe. Bald erreichten wir die Insel Mljet. Wir entschieden uns, jetzt schon einen Liegeplatz zu suchen. Nach ca. 4 sm Fahrt entlang der Nordküste, erschien uns eine tief eingeschnittene Bucht mit der Ortschaft Okuklje als geeigneter Liegeplatz. Die Einfahrt war durch Landmarken, rot und grün markierte Türme auf Sockel, gekennzeichnet. Wegen des Tiefgangs unseres Bootes hielten wir uns an der nördlichen Seite des Ufers.

In der Bucht erspähten wir am N-Ufer ein Restaurant mit dem Namen MARAN. Weiter entfernt lockte ein anderes Restaurant. Wir entschieden uns beim MARAN festzumachen, da am Kai noch freie Plätze waren. Ein Mann auf dem Kai winkte uns zu. Wie so oft erlebt, vermutlich der Wirt des Restaurants. Er zeigte auf den Liegeplatz. Bald darauf lagen wir mit dem Achterschiff fest am Kai (42-43,6 N 017-40,6 E). Gegenüber, etwas erhöht, eine schattige Veranda. Hier in der windgeschützten Bucht, von dichtem Wald umgeben, stand die erhitzte Luft bei Lufttemperatur um 35-C. Es war eine schweißtreibende Angelegenheit, aber kurze Zeit später saßen wir bei kühlem Bier und schauten in die Bucht. Sie hatte einen Durchmesser von ca. 300 m und war von einem Bergrücken umgeben, der bis zu 400 m anstieg, und der dicht bewaldet war. Nach und nach liefen weitere Segelyachten ein, die ebenfalls vor dem Restaurant festmachten und eine Yacht ging inmitten der Bucht vor Anker.

Da wir uns das Dorf und die nähere Umgebung noch näher anschauen wollten. reservierten wir uns vorsichtshalber einen Tisch für das Abendessen. Der Empfehlung des Wirtes, für uns zum Abend ein spezielles Fischgericht vorzubereiten, stimmten wir zu. Die Andeutung des Wirtes war, dass es ein ganzer Fisch war, der speziell zubereitet werden sollte. Wir waren gespannt.

Der Weg in das naheliegende kleine Dorf führte uns vorbei an einem kleinen Verkaufsladen, wo wir uns noch mit frischem Brot versorgen konnten. Es ging vorbei an den am Hang stehenden Häusern mit blühenden Vorgärten. Gegenüber das befestigte Ufer der Bucht, an dem einige Motor-und Fischerboote festgemacht hatten, auch eine kleinere Segelyacht hatte mit Heckleinen festgemacht, weiter entlang am Ufer, ein kleiner Laufsteg führte in einem kleinen Bogen zu einem Felsen im Wasser, abschließend mit Stufen zum Wasser, vermutlich eine Badestelle. Es ging hier ruhig zu, wenige Leute waren unterwegs, einige Leute saßen vor ihren Häuschen.

Wir gingen weiter und fanden eine schmale, sehr steile, feste Straße, die uns hoch oben, fast auf den Bergrücken (ca.300 m) zu einer kleinen Kapelle führte. Hier in der kühlen Luft konnten wir uns vom Aufstieg erholen. Die Kapelle mit einem befestigten Vorplatz war am Abhang mit einer niedrigen Mauer umgeben. Von hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf die Bucht und die auf Einfahrt von See.

Mit dem Abstieg freuten wir uns schon auf das Abendessen. Das Geheimnis um den Fisch wurde nun gelüftet.Es gab gegrillten Bernsteinfisch mit verschiedenen Beilagen. Von diesem Fisch hatten wir noch nie etwas gehört, andere Namen dafür waren Goldrandmakrele oder Amber Jack. Wir ließen ihn uns schmecken. Den schönen Tag ließen wir an Bord ausklingen.

MONTAG - 3. SEPTEMBER 2012

Gegen 10.00 Uhr verließen wir diese geschützte Bucht an der Nordseite der Insel Mljet und nahmen Kurs auf die weiter westlich gelegene Insel Lastovo, Distanz ca. 40 sm. Der SMS-Kurzwetterbericht, der pünktlich jeden Morgen eintraf, übermittelte Wind aus SE bei 3 Windstärken. Das würde ein Raumwindkurs mit über 5 kn Fahrt ergeben, die wir gut bei 80 qm Segelfläche laufen könnten.

Der Himmel war teilweise mit einem Wolkenschleier bedeckt, dazu war es leicht dunstig, es wehte ein schwacher Wind aus südöstlichen Richtungen.

Wir segelten entlang der Küste im Mljetski Kanal. Die Insel Mljet ist ca. 37 km lang und ca. 4,5 km breit. Ein bewaldeter Bergrücken mit Höhen von ca. 400 bis 500 m erstreckt sich fast entlang der Insel. Sie ist dünn besiedelt. Aufgrund der dichten Wälder wird sie als stilles Naturparadies geschätzt. Erwähnenswert ist der Nationalpark Mljet im Westteil der Insel mit zwei Salzseen, von Wald umgeben. Ein beliebtes Ausflugsziel, das von Ausflugsbooten erreicht werden kann. Von den Griechen wurde sie Honiginsel genannt. Die Legende berichtet, das Mljet vielleicht identisch mit der Insel Ogygia sein könnte, an der Odysseus strandete und sieben Jahre von einer Nymphe festgehalten wurde.

Nach gut einer Stunde schlief der leichte Wind endgültig ein. Wir mussten uns entschließen, unter Motor weiterzufahren. Wir hofften auf mehr Wind, wenn wir die Westspitze der Insel erreichen, dann mit südwestlichem Kurs auf die offene See steuern. Nach 2 Std. rundeten wir die Westspitze und mit Kurs 248- erreichten wir die offene See südlich der Insel Lastovo. Der Wind frischte auf und weiter ging es unter Segel. Gegen 1500 Uhr passierten wir an Stb das Leuchtfeuer Otocic Glavat, Feuerhöhe 45 m, ein imposantes Gebäude auf einer kleinen Felseninsel gesetzt. Dahinter ragte eine Gruppe vieler kleiner flacher Felseninseln aus dem Wasser. Vor uns tauchten aus dem Dunst die Umrisse der Insel Lastovo auf. Unseren Kurs setzten wir auf die Südküste ab. Wir entschieden uns, in der vor uns liegenden Bucht von Skrivena Luka einzulaufen. Bald kam das Leuchtfeuer Rt Struga (Kap Struga) an der Südseite in Sicht (Feuerhöhe 105 m) Gegen 1800 Uhr machten wir an der Pier im Hafen Skrivena Luka fest (42-44 N 016-53,5 E).

Vor dem Landgang suchten wir die Dusche im Hafen auf, um uns ausgiebig zu erfrischen. Der Landgang endete nach kurzer Zeit vor einem Restaurant, wo es noch einige schattige Plätze gab. Jetzt war es an der Zeit, unseren Durst zu löschen. Bald hatten wir ein großes kühles Bier auf den Tisch, das unser jetzt innerlich erfrischte. Nach der zweiten Runde hatten wir dann den nötigen Antrieb bekommen, um uns auf dem Weg zu machen, die kleine Ortschaft Skrivena Luka näher zu erkunden.

Die Häuser verteilen sich weitläufig um die schöne Bucht herum. Dahinter steigen die dicht bewaldeten Berghänge bis zum Gipfel eines Berges (417 m) an. Die Insel ist ca. 9 km lang und ca. 6,5 km breit und ist mit den vielen Inselchen, vor der West- und Ostseite, zum Naturpark erklärt worden. Kleine Ortschaften sind über die Insel verteilt.

Nach unserem Rundgang kehrten wir zum Abendessen im Restaurant Porto Rosso ein.

DIENSTAG - 4. SEPTEMBER 2012

Am nächsten Morgen regnete es aus trübem wolkenverhangenem Himmel. Tiefhängende graue Wolken zogen langsam über die Insel. Unsere bisherige Stimmung wurde dadurch keineswegs eingetrübt. Der aufgespannte Wind-schutz und das Sonnendach schützten uns beim Frühstück in der Plicht vor der Nässe.

Der Tiefausläufer mit Zentrum über dem Tyrrenischen Meer hatte uns diese Wetteränderung, die uns über Nacht erreicht hatte, eingebrockt.

Nach der Vorhersage des Marine Meteorological Centre Split sollte es für die kommenden Tage wechselhaftes Wetter mit vereinzelten Regen-schauern geben, mit Wind aus NE bis E 2-3, damit wäre Segeln mit leichter Fahrt möglich.

Unser heutiges Tagesziel sollte die ca. 38 sm entfernte Stadt Kvar unterhalb der westlichen Landspitze der gleichnamigen Insel Kvar sein.

Die Stadt Kvar war ein reizendes Ziel, denn es ist eine vielbesuchte mondäne Stadt mit einer eleganten Hafenpromenade, hoch über der Stadt erhebt sich eine große Festungsanlage.

Die Stadt Kvar entstand im Mittelalter im ungarisch-kroatischen Königreich als eine wichtige Handelsstadt und wurde Anfang 1400 von Venezianer als Stützpunkt für ihre Flotte zum Schutz der Handelswege ausgebaut. Wir hatten im September 2002 die Stadt Kvar durch einen Segeltörn, von der Charterbasis der Stadt Trogir aus, besucht.

Sollten wir jedoch durch schwächer werdende Winde die vorgesehene Strecke nach Kvar unter Motor weiterfahren müssen, würden wir unser Tagesziel ändern und den Kurs auf die nördlich liegende Insel Korcula absetzen, dann in den Hafen der Stadt Vela Luka (Luka heißt Hafen) einlaufen. Die Stadt Vela Luka liegt in einer weiten und tiefeingeschnittenen Bucht an der Westspitze von Korcula, Distanz ca. 25 sm. Am nächsten Morgen dann weitersegeln mit westlichem Kurs durch den Korculanski Kanal nach der schönen Stadt Korcula.

Nachdem wir das Frühstück beendet hatten, es wurde heller, der Regen ließ nach. Wir konnten klarmachen zum Ablegen. In der offenen Bucht wehte es leicht, wir setzten die Segel und mit leichter Fahrt kamen wir voran. Auf offener See legte der Wind weiter zu.

Inzwischen brach die Wolkendecke auf, die Sonne setzte sich durch, die Wolken lösten sich schnell auf. Wir segelten zwischen dem kleinen westlich vorgelagerten Inselchen und Lastovo und dann passierte es. Plötzlich rief einer: da sind Delfine! Tatsächlich, zwei Delfine querten unseren Kurs, zeigten sich kurz über Wasser. Unser junge Segler war geistesgegenwärtig und konnte einige Fotos machen. Sie tummelten noch kurze vor unserem Bug, dann verschwanden sie.

Plötzlich ein Alarmton aus dem Funkgerät, das Display zeigt ein -Distress-Alarm- mit -Input Position- request, es folgte keine Meldung über K16. Eine Stunde später wieder ein Alarmton, Display zeigte Safety request mit "Please Delete Input Position". Da hatte wohl einer an Bord die Distress-Taste gedrückt. Am Nachmittag wurde wieder ein Alarm ausgelöst.

Zum Mittagszeit ließ der Wind wieder nach, vom wolkenlosen Himmel strahlte die Sonne, der Motor musste wieder an die Arbeit. Wir entschlossen uns, in Vela Luka festzumachen und uns schon am frühen Nachmittag auf der Hafenpromenade umzusehen.

Bald hatten wir Bucht erreicht. Die abfallende Hügel in der Bucht waren bewaldet und dort wo der Wald gelichtet wurde, um einigen Häuser Platz zu machen, war der Hang terrassenförmig abgesetzt. Bald darauf machten wir an der Pier von Vela Luka fest. Hier in der windgeschützten Bucht brannte die Sonne vom Himmel. Wir suchten uns umgehend einen schattigen Platz, genossen ein kühles Bier und beobachteten das Treiben im Hafen. Nach und nach liefen noch andere Segelyachten in die Bucht und machten fest. Der Ort besitzt eine hübsche weite Hafenpromenade mit Palmen, Cafés und Restaurants. Wir schauten uns den Hafen an, gingen durch enge gepflasterte Gassen, vorbei an kleinen Geschäften. Der alte Teil des Ortes mit seinen kleinen farblosen Häusern ging über in den neueren Teil mit großen Verwaltungsgebäuden und angelegten Parkanlagen.

Plötzlich wurden wir auf einen Menschenauflauf im alten Teil des Hafens aufmerksam. Die Straße war gesperrt. Wir gingen näher heran, die Leute schauten auf das Wasser, auf der Straße rangierte ein schwerer beladener Lastwagen mit einem schweren Seil an der Kupplung. Das andere Ende des Seils lief ins Wasser und war vermutlich an einem halbversunkenen Motorschiff befestigt. Das Motorschiff, ca. 15 m lang, hing schräg nach Backbord mit dem Achterschiff im Wasser, das Oberteil der Kabine ragte halb aus dem Wasser, das Vorschiff mit einem Ausleger für Heben von Lasten ragte nach oben, schwimmende Öllachen auf dem Wasser wurden abgeschöpft. Wo das Motorschiff leckgeschlagen war, ob im Hafen oder anderswo, konnten wir uns nicht erklären. Vielleicht sollte das Schiff mit dem Seilzug an dem Lastwagen aufgerichtet werden. Der Lastwagen fuhr bald weg, die Menschenmenge löste sich auf und zurück blieb das Wrack. Wir gingen weiter entlang der Promenade, die bei der kleinen Kirche mit Glockenturm endete. Wir hatten von hier aus einen weiten Ausblick auf die pastellfarbigen Häuser auf die gegenüber liegende Seite der Bucht, die sich in dichter Bebauung am Berghang bis zur Waldgrenze hochzogen. Viele kleine Motorboote und Ausflugsschiffe ergaben ein ansehnliches Hafenpanorama.

Es war Abend geworden und es wurde Zeit, dass wir uns um unser leibliches Wohl kümmerten. Wir fanden auch ein gut besuchtes Restaurant, denn in Gesellschaft lässt es sich bekanntlich besser essen.

MITTWOCH - 5. SEPTEMBER 2012

Rundgang durch Korkula

Auch dieser Morgen empfing uns nicht mit strahlendem Sonnenschein. Der Himmel war bedeckt, aber es war trocken und warm.

Der SMS Kurzwetterbericht übermittelte uns Wind aus NW bei 0-2 Bft mit Regenschauer. Das waren keine erfreulichen Aussichten für eine frische Brise. Unser Tagesziel, die Stadt Hvar unter Segel zu erreichen, war in weiter Ferne gerückt. Wenn wir vor der Nordküste der Insel Mljet im Korculanski Kanal standen, wollten wir uns aufgrund der dort herrschenden Windverhältnisse entscheiden, weiter nach Kvar oder nach der Stadt Korcula zu segeln.

Wir waren gerade aus der Bucht Zaljew Vela Luka gekommen, als uns wieder ein Distress-Alarmton aus dem Funkgerät erschreckte, jedoch keine nachfolgende Mitteilung oder Anfrage über Sprechfunk. Ich konnte mir das nicht erklären.

Wir setzten nun den Kurs nach Norden ab und steuerten auf die Durchfahrt zwischen der westlichen Landspitze von Korcula und der kleinen Insel Proizd in den Korculanski Kanal.

Nachdem wir den Kanal erreicht hatten, es wehte ein leichter Nordwestwind, setzten wir die Segel. Da wir keine Leichtwindsegeltücher hatten, kamen wir nur mit langsamer Fahrt nach Nordwest voran. Nach einer halben Stunde schlief die schwache Brise gänzlich wieder ein. Gegen 1100 Uhr hieß es, Motor an, und neuer Kurs nach Ost mit 90- abgesetzt. Neues Tagesziel war jetzt die Stadt Korcula, genannt die Perle der Adria, am Ausgang des Peljeski Kanals, Distanz ca.23 sm. Zeigte uns eine Windsee frischen Wind an so wurde unser Windmotor getrimmt, der uns für eine zeitlang nach vorne schob, so war die Fahrt durchs Wasser eine Abwechslung und Erholung. In Sichtweite zog die niedrige bewaldete Küste an uns vorbei.

Auf halber Strecke rief ich per Funk die ACI Marina Korcula, um uns rechtzeitig einen Liegeplatz reservieren zu lassen. Durch die Nähe zur Stadt könnte die Marina auch von anderen Seglern angelaufen werden, obwohl der zu erwartenden hohen Liegegebühren uns eine große Lücke in unser Budget reißen würde. Es meldete sich jedoch die Marina Lumbarda, ca. 4 sm weiter entfernt lag, die uns einen Liegeplatz anbot. Ich bedankte mich für das Angebot. Unser Ziel war ein Liegeplatz in der ACI Marina Korcula. Durch die Nähe der ACI Marina zur Stadt ersparten wir uns Anreisekosten und Zeit, dafür waren höhere Liegekosten zu berappen. Ein Crewmitglied hatte die Stadt Korcula während seines Sommerurlaubs besucht, somit war ein ausgiebiges Kennenlernen der schönen Stadt mit einem Führer ein Muss . Ich hatte mir vorsorglich die Mobilnummer vom Hafenkapitän der Marina Korcula geben lassen. Der Kontakt kam auch umgehend zustande mit einem Hinweis, dass noch Liegeplätze frei wären.

Es klarte langsam auf, das erste Blau schimmerte durch die Wolkendecke.
Vor der Einfahrt in den Peljeski Kanal frischte Wind von achtern wieder auf, der uns mit Segelstellung im Schmetterling- bei gemächlicher Fahrt fast bis Korcula schob. Dann kam Korcula auf der in den Peljeski Kanal hinein ragenden Halbinsel in Sicht. Als Landmarke war sie durch den hellen runden Wehrturm mit Stadtmauer unten am Hafen und dem hohen hellen Glockenturm der Kathedrale des Sveti Marko auf dem höchsten Hügel der Stadt zu erkennen. Wir passierten den roten Turm auf dem vorspringenden Wellenbrecherkopf des Westhafens und fuhren auf die östliche Seite der Halbinsel und gegen 1500 Uhr lagen wir fest vertäut an der Mole in der Marina.

Die Stadt Korcula ist auf einer Halbinsel, wie auch die Stadt Dubrovnik, als Festungsstadt mit Wehrtürme und Wehrmauer errichtet worden. Das besonders milde und sonnige Klima der Insel lockte schon im 6.Jh. v.Chr. griechische Kolonisten an, sie nannten die Insel wegen ihrer dunklen Kiefernwälder Korkyra melaina (Schwarze Insel). Es folgten weitere Eroberer, wie die Römer, die Ostgoten, Piraten, venezianische Dogen, ungarische Könige, u.a.m., nahmen von der Insel Besitz. Zwischen 1400 und 1797 konnten die Venezianer ihre Vorherrschaft behaupten. Dann besetzten nacheinander die Franzosen, Briten, Österreicher und Italiener Korcula.

Bald darauf waren wir unterwegs zu einem ersten Landgang. Hier an der windabgewandten Seite der Stadt, inzwischen strahlte die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, es wehte kein Lüftchen. Durch unseren Führer fanden wir recht schnell einen großen, mit großen Kiefern bestandenen, terrassenförmigen Platz an der nördlichen Ringmauer der Stadt. Viele Touristen hatten bereits die Plätze belegt. Mit Glück konnten wir noch einen Tisch ergattern. Hier saßen wir im lichten Schatten und hatten von hier oben aus einen wunderbaren Ausblick auf die Bucht, die durch eine Landzunge, von uns aus gesehen auf der anderen Seite der Bucht, gebildet wird. Bald hatten wir ein kühlendes Bier in der Hand und hielten Ausguck. In der Bucht lag ein großer weißer Kreuzfahrtsegler mit vier Masten, Motorboote und Segelboote querten die Bucht, hinter uns schlenderten viele Besucher auf dem Stadtrundweg vorbei, der Vespa-Motorrollerclub nebenan hielt ein regionales Treffen ab.

Hier konnte man es aushalten und es immer wieder etwas zu sehen. Später gingen auch wir auf einen Besichtigungsrundgang. Er führte auf der westlichen Wehrmauer über eine breite schöne Treppenanlage, die einen tiefen Stadtgraben überspannte. Durch den nachfolgenden großen Toreingang des Festungsturms, ein gewaltiger quadratischer Festungsturm, der Teil der Wehrmauer war, erreichten wir das Zentrum der mittelalterlichen Stadt. Eine Gasse führte an einem Gebäude mit offener Loggia vorbei, hinauf zum höchsten Punkt der Altstadt. Wir betraten einen freien Platz (Trg Sveti Marka), umsäumt von Palästen und einer mächtigen Kathedrale (Sveti Marko). Die Portale und Fassaden mit Figuren und Darstellungen verziert. Von hier aus zeigte ein Wegweiser die Richtung zum Marco-Polo-Haus. Der uns bekannte Weltreisende Marco Polo (1254-1324) soll angeblich hier geboren worden sein.

Auf unserem weiteren Fußmarsch, treppab und treppauf, fanden wir auch den geeigneten Platz für das Abendessen im Schnittpunkt von zwei sich kreuzenden schmalen Gassen im oberen Teil der Stadt. Hier spürten wir auch einen kühlen Luftzug, der von der Küste durch die Gassen wehte und für frische Luft in der unteren aufgeheizten Stadt sorgte. Wir stiegen die steile Treppe hinab in den unteren Teil der Stadt. Auf der breiten Hauptstraße herrschte dichtes Gedränge, schattige Plätze waren belagert. Es gab einige Attraktionen zu sehen, z.B. bunte Aras kletterten den Kindern auf den Kopf, u.a.m.. Nur wenige Leute stiegen die steilen und engen Treppen hinauf zu den kleinen Läden. Einige Gassen waren mit Grünpflanzen geschmückt. Da wir uns in den verschiedenen Winkeln der Stadt nach Besonderheiten umsahen, war uns aufgefallen, dass von der breiten Hauptstraße die Seitengassen ziemlich rechtwinklig abzweigten und über steile Treppen in den oberen Teil der Stadt führten. Diese Architektur der Stadt ist wohl auch mit dem Zweck angelegt worden, damit die kühlen Winde im Sommer vom Küstengewässer über die Gassen in die Häuser geleitet werden können.

Nachdem wir uns die Füße müde gelaufen hatten, zogen wir dann zum späten Abend mit den vielen gewonnenen Eindrücken auf unser Boot zurück und genossen die schöne Abendstimmung mit Blick auf illuminierte Stadt bei einer Flasche Roten.



DONNERSTAG - 6.SEPTEMBER 2012

Ein trüber Morgen begrüßte uns, eine dichte Wolkendecke lag über das pittoreske Korcula.
Der pünktliche SMS Kurzwetterbericht übermittelte uns Wind aus N bei 3-4 Windstärken. Eine detaillierte Wettervorhersage wollte ich mir vom Hafenamt bei der Übernahme unserer Bootsdokumente geben lassen. Da uns nur noch 2 Segeltage blieben, wollten wir mit unserem vorletzten Tagesschlag den Kolocepski Kanal, zwischen der Festlandsküste und der Insel Sipan (Otok Sipan) erreichen. Dort wollten wir in einer schönen Bucht vor Anker gehen, Distanz ca.35 sm.

Nach dem Frühstück gingen wir zum Hafenamt. In einem modern eingerichteten Empfangsraum, klimatisiert, überreichte uns eine junge Dame unsere Bootsdokumente, nachdem wir 81 Euro auf den Tresen geblättert hatten, das war schon sehr heftig. Dafür erhielten wir eine aktuelle Wettervorhersage vom Seewetterzentrum Split für Südadria in Deutsch. Eine Frontstörung über die Adria verlagert sich weiter südostwärts und ein Hochdruckkeil verstärkt sich aus NW. Für unser Fahrtgebiet anfangs still, wechselnd bis stark bewölkt mit einzelnen Regenschauer, zunehmend Südost-oder Ostwind 1-2 Bft, Seegang 2-3 (0,5 m Wellenhöhe), später im Tagesverlauf 3-4 Bft aus N-NW. Im Kolocepski Kanal könnte sich der Wind verstärken.

Inzwischen war Wasser und Proviant gebunkert worden. Die Leinen wurden losgeworfen, mit Motorfahrt, Kurs Ost, steuerten wir durch die tiefe Fahrrinne des Peljesac Kanals, die zwischen der Insel Peljesac und der Ansammlung von vielen kleinen Inseln und Felsen, die am Westende der Insel Korcula vorgelagert sind, verläuft. Düstere Regenwolken zogen vorüber, der Wind nahm zu, wir setzten die Segel und ein leichter NO-Wind schob uns entlang der Insel Peljesac. Wieder ein Distress-Alarmton aus dem Funkgerät, ohne eine nachfolgende Mitteilung oder Anfrage über Sprechfunk. Der erste Regenschauer erwischte uns. Wir entfernten uns von Küste auf die freie See zu, um nicht im Windschatten der bewaldeten Hügelkette der Insel Peljesac zu verhungern.

Der Wind nahm zu und es wurde böig. Die Stimmung an Bord nahm zu, mit halben Wind und 4 bis 5 Bft (Windgeschwindigkeit 29 bis 36 km/h) kreuzten wir entlang der Insel. Wir konnten nun unsere Segel auf halben Wind und erreichten mittlerweile eine Schiffsgeschwindigkeit, die von 7,5 bis 8 kn variierte. Die Steuerleute wechselten dabei, jeder wollte die schnellste Fahrt erreichen. Die Lage nahm zu, die plötzlichen Böen wurden stärker, es war an der Zeit zu reffen. Bei einer Segelfläche von 80 qm könnten wir in Schwierigkeiten kommen. Durch das Rollgroß war das Reffen der Segel aus der Plicht heraus gefahrlos möglich, wenn es rechtzeitig erfolgte. Die Regenschauer ließen nach, es klarte langsam auf, es wurde heller und die ersten blauen Flecken erschienen am Himmel.

Bei dieser schnellen Fahrt erreichten wir gegen 1500 Uhr die Position, bei der wir unseren Kurs nach NO, auf die Durchfahrt zwischen der Insel Otok Jakljan und der Insel Olipa, mit Leuchtfeuer, absetzen wollten (42- 46,7 N 017-42,9 E). Mit Amwindkurs segelten wir in den Kolocepski Kanal. Als Ankerbucht bot sich eine vor uns liegende ausgedehnte, tief in die Festlandküste eingeschnittene Bucht. Am Ende der Bucht lag die Ortschaft Slano, mit kleinem Hafen. In unserem Küstenhandbuch an Bord fand ich den Hinweis Festmachen am Handelskai ist untersagt, die Bucht bietet Schutz vor Jugo und teilweise vor Bora am besten an der E-Küste.

Wir nahmen Kurs auf die Bucht, der Wind hatte seine Kraft verloren und mit leichter Fahrt querte das Boot den Kanal. Um 1635 Uhr meldete sich die Funke mit einem Alarmton und einer nachfolgenden Ansage: Radio Bari gab eine Sturmwarnung (gale warning) für die Adria heraus, auf dem Display des Funkgerätes las ich einen Safety Request (Sicherheitsmeldung) ab. das war die angekündigte Sturmfront, die die Nordadria erreicht hatte weiter nach SO zog und deren Ausläufer uns bald treffen würde, vermutlich in der Nacht. Die Bucht würde uns daher ausreichend Schutz bieten, aber in der Nacht könnte es unruhig werden.

Die Bucht wurde durch bewaldete Hügelketten eingerahmt. Vor uns, am Ende der Bucht tauchte ein helles langgestrecktes Gebäude auf, ein Hotel. Wir hielten Ausschau nach einem geeigneten Ankerplatz an der E-Küste. Gegen 1745 Uhr war Fallen Anker bei ca. 10 m Wassertiefe, nahe des Freibades des Ortes Slano, unterhalb der Küste. Wir gruben den Anker tief ein bei langer Kettenlänge, er musste heute Nacht sicher halten. Die östlich liegende Hügelkette war stark bewaldet und würde die Böen abbremsen. Von Norden gab uns der Ort etwas Schutz. Einige Segelyachten lagen schon in der Bucht, weiter entfernt, eine große Motoryacht und ein aus Holz gebauter Zweimaster mit mahagonifarbenen Anstrich und drei weißen schmalen Streifen mit Decksaufbauten.

Der Himmel zeigte sich wieder in Blau mit leichter Schleierbewölkung, leichte orangefarbene Bewölkung in NW und Windstille. Das Wasser war glasklar und animierte zum Baden. Die Badeleiter wurde ausgeklappt, der runde Fender mit Leine und das Beiboot zu Wasser gebracht und los ging der Badespaß. Nachdem erfrischenden Baden meldete sich der Hunger an. Zum Abendessen bereitete unser Koch mit Unterstützung der Crew ein schmackhaftes Nudelgericht mit fein gewürzter Tomatensoße zu. Es blieb auch kein Rest übrig. Danach folgte der gemütliche Teil des Abends.

Mittlerweile waren noch weitere Segelyachten in der Bucht vor Anker gegangen.

Am späten Abend kam Wind auf, der sich mit zunehmender Nacht verstärkte. Der Wind nahm dann schnell an Stärke zu, die Fallen schlugen an den Mast, das Boot fing an zu arbeiten und zu schwojen. Wir peilten laufend die Distanz unseres Bootes zu den in der Nähe liegenden Yachten, die auch schwojten. Der Wind nahm weiter zu und wurde ruppiger durch die jetzt einfallenden Böen. Das Boot zerrte am Anker, einige Male ging ein hartes Rucken durch das Boot, es war, als ob der Ankergrund kurzzeitig nachgeben würde, der Anker sich jedoch wieder erneut tief eingrub. Wir konnten beobachten, dass das Boot bis in die Gegenrichtung schwojte. Die lange schwere Kette hielt den Anker jedoch fest im Ankergrund. Eine kurze Atempause des Windes benutzte ich, um die Ankerwinsch zu inspizieren, sodass wir im Falle eines Vertreibens des Bootes, uns mit Motorkraft von der Küste freihalten konnten. An Schlaf war für uns nicht zu denken.

Etwa zweieinhalb Stunden nach Mitternacht war die Sturmfront durchgezogen, der Spuk war vorüber, einige Stunden blieben uns noch für einen erholsamen Schlaf.



FREITAG - 7. SEPTEMBER 2012

Nach kurzer Nachtruhe zeigte sich uns der frühe Morgen mit einem klaren Himmel und frischer Luft. Heute war es unser letzter Segeltag und wir hofften auf günstige Winde, um unter Segel in flotter Fahrt bis zum Abend wieder die Marina Dubrovnik zu erreichen.
Der SMS Kurzwetterbericht kündigte Wind der Stärke 4 -5 aus nördlicher Richtung an, der uns guten Segelwind ankündigte.

Einen kleinen Abstecher nach dem geschichtlich interessanten Ort Ston war noch vorgesehen, der am Ende des nordwestlich gelegenen Stonski Kanal liegt (42-49,5 N 017-42 E), Distanz ca. 8 sm. Der Stonski Kanal ist eigentlich eine tief eingeschnittene Bucht, die vom Kolocepski Kanal nach Ston führt. Die Ortsteile Veliki Ston (Groß-Ston) und Mali Ston (Klein-Ston) zu beiden Seiten der Landenge, lassen Peljesac zur Halbinsel werden. Die beiden mit Wehrmauern geschützten Orte wurden ab 1335 mit einer Verteidigungsmauer, ca. 5 km Länge, verbunden. Diese Trennung der Landenge wurde als Vorposten Ragusas (Herrscherfamilie in Dubrovnik) angelegt, um den Kriegshafen und vor allem die Salinen von Peljesac zu schützen. Man bezeichnet die Verteidigungsmauer mit Kastell und Bastionen auch die längste erhaltene Verteidigungsmauer Europas. Inzwischen kann die Mauer nach Restaurierungsarbeiten in großen Teilen begangen werden.

Gegen 1000 Uhr hieß es Anker auf, ein leichter Wind war aufgekommen. Wir setzten die Segel und mit halbem Wind verließen wir die Bucht und steuerten nach NW auf den Stonski Kanal zu. Die Küsten des Kanals sind überwiegend steil, mit Buschwerk und Kiefernwald bewachsen. Die Wassertiefe war im breiten Teil des Kanals ausreichend tief, dort wo der Kanal schmaler wurde und in die schmale und seichte Bucht überging, bis nach Ston, war das Fahrwasser im engsten Bereich nach Karte ca. 25 m breit, Wassertiefe 2-3 m. Mit dem Tiefgang unserer SO 42i von 2,13 m war uns das Risiko zu groß, auf Grund zu laufen. Als unser Tiefenmesser weniger als 3 m anzeigte, stoppten wir auf. Keine Segelyacht lag in der Bucht vor Anker. Ein Ausbooten mit dem Dingi nach Ston würde uns einige Zeit kosten, die für eine rechtzeitige Rückkehr nach Dubrovnik dann fehlen würde. Wir entschlossen uns daher und hofften, draußen vor der Küste auf eine frische Brise zu treffen und mit südöstlichem Kurs entlang der Insel OtokSipan zu segeln.

Vor der Durchfahrt zwischen den Inseln Otok Jakljan und M.Vratnik, in einer Bucht an Stb, fiel unser Blick auf eine hochmoderne und sehr elegante Luxusyacht, wie man sie nur zu sehen bekommt, die dort vor Anker lag. Gerade hatten wir die schmale Durchfahrt passiert und das offene Küstenmeer erreicht, erreichte uns eine Windsee aus NW , schon packte eine Böe die Segel, das Boot krängte stark und kam dann schnell in Fahrt. Die Segel wurden nachgetrimmt und mit südwestlichem Kurs wurde das Boot von unserem Steuermann kurzzeitig auf 8,2 kn gesteuert, als höchste Bootsgeschwindigkeit der Woche.

Gegen 1355 Uhr erreichte uns wieder ein Distress-Alarm mit Bitte um Positionsangabe, ohne
eine nachfolgende Mitteilung oder Anfrage über Sprechfunk.
Wir fielen auf südöstlichem Kurs ab und kreuzten entlang der Insel Otok Sipan. Nach etwa zweistündiger Fahrt verließen wir die Küste und durchfuhren die Passage zwischen den Inseln Otok Lopud und Otok Kolocep, in den Kolocepski Kanal. Wieder erreichte uns eine Sicherheitsmeldung per Funk für die Adria, eine Starkwindwarnung, es war die Zweite an diesem Tage. Vielleicht würde uns noch eine Randstörung mit frischer Brise erreichen.
Wir nahmen nun Kurs auf Dubrovnik. Plötzlich frischte der Wind aus NW wieder auf und mit ca. 4 bis 5 Windstärken schob er das Boot wieder auf kurzzeitig an die 8 kn Fahrt an. Vorsichtshalber wurde wegen des aufkommenden böigen Windes gerefft. Unter Segel erreichten wir die Einfahrt vom Fjord Rijeka Dubrovacka, der durch eine elegante Brückenkonstruktion überspannt wird, die von weitem schon in Sicht kam. Wir unterquerten die Brücke und segelten weiter bis nach Komolac, Marina Dubrovnik, unsere Charterbasis..
Nach dem Tanken machten wir um 1815 Uhr in der Marina fest. Wir fanden, es war noch ein schöner Segeltag, zum Abschluss unserer Segelfreizeit.



SAMSTAG - 8. SEPTEMBER 2012

Damit war unser Programm noch nicht abgeschlossen. Noch einen Punkt hatten wir auf unserem Zettel, einen Besuch der Altstadt von Dubrovnik. Wir nutzten die Busverbindung nach Dubrovnik, deren Haltestelle an der Marina lag. Nach kurzer Busfahrt waren wir in der Stadt.

Die Stadt Dubrovnik ist unbestritten ein Anziehungspunkt für Touristen. Die als Perle der Adria - benannte Stadt fällt durch seine massiven Befestigungsanlagen, mit Wehrtürme und Forts, von See kommend, sofort auf. Zahlreiche mittelalterlichen Kirchen, Klöster und Patrizierpaläste lassen den früheren Reichtum nur unschwer erahnen. Die Stadt wurde zwischen dem 12. und 17. Jh. erbaut und ist Anfang der 1990er Jahre Weltkulturerbe der UNESCO.

Am späten Nachmittag brachte uns ein Taxi pünktlich zum Flughafen Dubrovnik.
Der Flieger von LH hob pünktlich um 1815 Uhr ab, via Frankfurt landeten wir um 2215 Uhr in Bremen.

Die Segelfreizeit 2012 war damit beendet.



FAZIT DER SEGELTAGE

Es war bereits die vierte Segelfreizeit in den kroatischen Segelrevieren. Zu erwähnen ist auch das südlich gelegene Segelrevier von Monte Negro, die eine Fortsetzung der dalmatinischen Küstenlinie ist. Dieses recht neue Segelrevier hatten wir in 2009 erkundet.

Mit Leinen los ab der nördlich von Dubrovnik gelegenen ACI Marina haben wir die Adriainseln Mljet, Lastovo und Korcula erreicht, die Insel Hvar jedoch wegen schwacher Winde nördlich gelassen, dann entlang der weit ins Meer hineinreichenden Halbinsel Peljesac gesegelt mit einem kurzen Abstecher in die Bucht von Ston, jedoch aus Zeitmangel die antike Stadt Ston nicht besuchen können. Vor den Küsten der elaphitischen Inseln Jakljan, Sipan, Lopud, Kolocep entlang bis fast in die Marina Dubrovnik gesegelt.

Das Segeln vor der süddalmatinische Küste haben wir abwechslungsreich erlebt, die wechselnden lokalen Winde und die Strömungen zwischen den vorgelagerten Inseln, machten das navigieren interessant. Die größeren Inseln, wie Korcula und Kvar, sowie Mljet und Peljesac sind untereinander durch sogenannte Kanäle getrennt (die Breite variiert zwischen 1 - 6 sm), an denen es viele Buchten und kleine Häfen gibt, in denen man anlegen oder vor Anker gehen kann. Die kleinen Inseln, die wir passiert haben, sind wenig bewohnt und mit Kiefernwälder und Büschen bewachsen.

Wir haben anfangs ein relativ schwachwindiges Segelrevier erlebt, doch mit Herannahen der Front eines Tiefs aus Nordosteuropa gab es an beiden letzten Segeltagen noch frischen, teilweise heftigen böigen Wind aus nördlichen Richtungen mit bis zu ca. 3-5 Windstärken.

Während der Woche hatte uns die Bora verschont, doch während der Nacht vor dem letzten Segeltage hat sie sich mit starken böigen Winden gemeldet und unser Boot vor Anker heftig tanzen und schwojen lassen und sich von uns, mit einer für uns sehr unruhigen Nacht, von der dalmatinischen Küste verabschiedet.

Wir haben eine Wegstrecke von ca. 185 sm zurückgelegt, davon ca.70% unterSegel.

Die Liegegebühren in den Marinas sind hochpreisig, z. B. die Marina Korcula verlangte 81 Euro, sonst lagen die Gebühren bei 50 bis 60 Euro, inkl. ausführlichen Wetterprognosen, die sanitären Einrichtungen waren einwandfrei.

Die Preise für das Abendessen bei Fischgerichten lagen zwischen 15 und 20 Euro.

Die Temperaturen waren hochsommerlich zwischen 25 und 35-C, oft war es morgens bewölkt und am Vormittag klarte es auf zum wolkenlosen Himmel.

Der Transfers vom Flughafen Dubrovnik, im Süden der Stadt gelegen, und später retour waren optimal organisiert, Transferkosten 60 Euro pro Fahrt.

Es waren wieder einmal abwechslungsreiche und interessante Segeltage mit vielen neuen Eindrücken über die geschichtsträchtige Region und Leute.

So freuen wir uns wieder auf die nächste Segelfreizeit in einem für uns neuen Segelrevier.
Und mit immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

Hermann Goss

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